Mittwoch, 30. Mai 2012

Okinawa - mensoure!

Vergangenes Wochenende machte sich eine zum Teil sonnenhungrige Gruppe von  3 Japanerinnen und 4 Deutschen am Freitag Abend auf den Weg zum Flughafen Fukuokas. Von dort aus nahmen sie den Flieger ins Paradies Okinawa. Sonne, weißer Sandstrand und blaues Meer sollten sie dort erwarten, was will man da denn mehr?


Tropische 28°C begrüßten uns abends am Flughafen in Naha und die Vorfreude auf die kommenden zwei Tage wurde noch größer. Hungrig wie wir alle waren, machten wir uns noch vor dem Check-in im Hotel auf in ein Restaurant mit Spezialitäten der Insel.
Goya chanpuru, eine Gemüsepfanne mit Bittergurke (goya), Tofu und Ei war besonders gut, genauso wie Okinawa Soba, die ortstypische Nudelsuppe.

goya chanpuru
Am nächsten Tag weckten uns noch immer die recht hohen Temperaturen, doch war der Himmel bewölkt, es nieselte leicht und von der Sonne war nichts zu sehen. Und bei so einem Wetter soll man die als so schön geltenden Strände Okinawas als solchige erleben können? Ich war skeptisch, aber gut, fahren wir erst einmal zu einem der Strände hin und überzeugen uns selbst...
Ein selbstgemachtes Schild mit japanischer Schrift aus Muscheln zusammengesetzt, begrüßte uns am Fuß der Treppen, die hinunter zum Strand führten. Mensoure! - "Willkommen" auf Ryukyu, der eigenen Sprache Okinawas, welche heutzutage allerdings kaum noch gesprochen wird.

mensoure!

Der Strand sah vielversprechend aus: weißer Sand, grünbewachsene Felsen, glasklares Wasser und ein Strandhäuschen mit einem kleinen Restaurant und Tauch-Ausrüstungen, die zum Trocknen über das Verandageländer gehängt worden sind. Eine richtige Südseestimmung kam auf, aber leider auch ein kalter Wind. Trotzdem wagten wir uns ins Wasser, die Deutschen im Bikini und die Japanerinnen in langärmeligen Oberteilen, um sich vor der Sonne zu schützen. Lustig, wir würden alles tun, um einen Ton dunkler zu werden, während man hier so gut es geht versucht, die edle Blässe beibehalten zu können. Sei es mit Handschuhen, Sonnenschirm oder langärmeligen Kleidungsstücken. Zu dunkel ist genauso ungesund wie zu blass...
Zu Gunsten der Sonnenhungrigen kam diese im Laufe des Tages dann auch endlich hinter den Wolken hervor und zauberte verschiedene Blautöne auf das Meer. Hach, ich hätte dort ewig bleiben können...




Samstag Abend streiften wir durch die kokusai douri, einer langen Straße im Zentrum Nahas, welche aus einer Reihe von omiyage (Souvenir) -Läden bestand, die neben verschiedenen kulinarischen Spezialitäten wie beni-imo (purpurfarbene Süßkartoffel)- Eis oder chinsuko, einer Art Buttergebäck auch eigenartigere Waren anboten wie riesige, bauchige Flaschen, welche mit habu-shuu (habu = eine Giftschlangenart, die auf Okinawa vorkommt, shuu = japanischer Reisschnaps) gefüllt sind. Richtig, die Flasche beinhaltet Hochprozentiges und eine Schlange und hat mir einen riesen Schreck bereitet, als ich sie zum ersten Mal in einem Laden gesehen habe. Muss so was denn sein?! Genauso wie eine kleine krötenförmige Handtasche, bei der ich mir nicht sicher war, ob sie aus echten Kröten gemacht war oder nicht. Eklig!


Beni-imo Eis, yummie! :)
Am Sonntag hatten wir leider nur den halben Tag Zeit und so beschlossen wir, uns das Schloss Shuri-jou anzusehen, welches im 14.Jahrhundert von dem damaligen König Okinawas erbaut wurde. Leider waren mir zu viele Touristen vor Ort, als dass wir uns das Gelände in aller Ruhe hätten ansehen können. Trotzdem, beeindruckend war das Hauptgebäude schon, von innen wie von außen.




Egal wohin man auf Okinawa schaut, nicht weit entfernt entdeckt man so gut wie immer einen Shiisaa, einen Inselgott Okinawas in Gestalt eines Löwen oder Hundes (kann man nicht genau sagen). Er sitzt bevorzugt auf Dächern oder an Hauseingängen und meistens im Doppelpack, - ein Shiisaa mit geöffnetem Maul a und einer mit geschlossenem un. Der eine fängt das Glück ein, der andere lässt es nicht mehr los und beschützt Haus und Herr vor bösen Geistern.


"a"

"un"


Okinawa ist eine schöne Insel, mit einer beeindruckenden Natur, schönen Stränden und blauem Meer, doch leider kamen wir uns teilweise fehl am Platz vor. Die Einwohner waren nicht so freundlich wie man uns so oft in Fukuoka behandelte, sondern eher reserviert, kühl und teils richtig misstrauisch. Warum?
Nein, wir haben uns nicht daneben benommen, aber wir wurden oft für Amerikaner gehalten, welche auf Okinawa besonders von den älteren Menschen nicht sehr geschätzt werden. Noch heute sind mehr als 10% der Insel von amerikanischen militärischen Einrichtungen besetzt und knapp 27.000 U.S Truppen dort stationiert. Und das, obwohl Okinawa seit 1972 wieder zu Japan zählt, nachdem es nach dem zweiten Weltkrieg in U.S-amerikanischen Besitz übergegangen ist. Teilweise kann ich schon nachvollziehen, dass gerade die ältere Generation Probleme damit hat, doch finde ich es falsch, deswegen gleich jeden nicht-japanisch aussehenden Menschen, der sich die Insel näher ansehen möchte, eher unfreundlich zu behandeln. Natürlich sind die meisten Ausländer, die sich auf der Insel aufhalten aus Amerika, doch ist das keine Entschuldigung dafür, jeden gleich in den selben Topf zu werfen. Und selbst wenn wir Amerikaner wären, hätte ich es als unfair empfunden, so voreingenommen behandelt zu werden. Ein schwieriges Thema, bei dem sich nicht sagen lässt, wer falsch und wer richtig liegt, aber eines ist klar: unbedingt wohl fühlt man sich nicht, wenn man dort Urlaub macht und so freuten wir uns doch auch, wieder im freundlicheren Fukuoka gelandet zu sein. Okaeri! - Willkommen daheim! :)


Mata ne!

Mittwoch, 23. Mai 2012

Eine goldene Woche, Besuch Nr. 3 und ein paar andere Gedanken

Mehr als ein Monat ist seit meinem letzten Eintrag vergangen und ich bin echt faul geworden. Entschuldigt. Ich hab mich wohl mittlerweile so gut eingelebt, dass mir viele Dinge als weniger erwähnenswert vorkommen. Dennoch sollte ich mal wieder etwas von mir lesen lassen, vor allem weil doch einiges passiert ist und mir Japan auch nach knapp 8 Monaten immer wieder Seiten zeigt, über die es sich doch lohnt zu schreiben.

Die erste Maiwoche war eine goldene, zumindest bestand sie aus 5 Feiertagen, der Golden Week oder goruden wiiku. Sie beinhaltet den "Verfassungstag", den showa-Tag (Geburtstag des Kaisers Hirohito 29.4.1901), den midori no hi (= grüner Tag, weshalb konnte ich nicht herausfinden) und dem Kindertag.
In Fukuoka findet jedes Jahr am 3. und 4.Mai das hakata dontaku matsuri statt (dontaku wird abgeleitet von dem holländischen Wort zondag = Sonntag und wurde in der Meiji-Ära festgelegt, in welcher das alte Japan "modernisiert" wurde und man gerne westliche Einflüsse verwendete).
Hakata dontaku matsuri ist ein riesiges Fest, mit unglaublich vielen Menschen, viel zu essen, Musik, einer großen Parade und alten Traditionen, die seit Jahren am Leben erhalten werden.
Ein Beispiel dafür ist der chigo-mai Tanz, der von einem Mädchen im Kimono getanzt und von Jungen auf alten japanischen Instrumenten begleitet wird. Ungefähr 20 Erwachsene in traditioneller Kleidung sitzen daneben und "bewachen" das Geschehen. Sie tragen Papierhelme auf denen das Kanji kabuto, (= Kriegsrüstung), geschrieben steht. Während des Tanzes setzen sie die Helme auf, um die Kinder zu "beschützen", doch wenn sie durch die Straßen ziehen, nehmen sie sie ab, um eine friedliche Stimmung zu symbolisieren.


Um diesen Tanz zu sehen, trafen wir uns schon um 8 Uhr früh mit unserem Dozenten Ichiki (Ein Experte für die fukuokanische Kultur) in Hakata. Während des Tanzes war es unglaublich still, man konnte nur die leisen Schritte desMädchens auf der Tatami-Matte und die Instrumente der Jungen hören. Sehr beeindruckend, wie ernsthaft die Kinder diesen Brauch nahmen.
Nach dieser Darbietung fand die Matsubayashi Parade statt. Eine Parade, an der Shamisen (japanisches Saiteninstrument) spielende, Kimono tragende Frauen teilnahmen, sowie Männer, die wohl eine lange Nacht hinter sich hatten und neben beschmückten Bambusstöcken, die ein oder andere dezente Alkoholfahne hinter sich herzogen. Aber sie waren gut gelaunt, steckten uns Mochi  zu oder übergaben uns einen der glückbringenden Bambuszweige.


Mittelpunkt dieser Parade sind drei der sieben Glücksgötter: Ebisu (Gott des Handels und der Fischerei), Fukujin (Gott des Wohlstands und des langen Lebens) sowie Daikokuten (Gott der Landwirtschaft). Sie werden von maskierten Männern auf Pferden dargestellt, die mit dem ganzen Gefolge vor ausgewählten Läden Hakatas Halt machen, um ihnen Glück und Wohlstand zu bringen.




Nach der Matsubayashi Parade gingen wir zu einem Platz in Hakata (auf dem übrigens das Oktoberfest stattgefunden hat), auf welchem sich verschiedene Gruppen und Vereine trafen, um sich für die große Dontaku Parade zu sammeln, zu üben und sich aufzustellen. Ein kurzes Video bietet vielleicht einen kleinen Einblick in das sehr bunte und lebhafte Treiben:


Ja, das war so das wichtigste was es über das Dontaku Matsuri zu schreiben gibt. Wir hatten alle sehr viel Spaß, lernten eine Menge neuer Leute kennen und erhielten einen tiefen Einblick in die über 700 Jahre alte Geschichte Fukuokas/Hakatas mit all ihren Bräuchen und Traditionen.


 Vom 7. bis zum 19. Mai besuchten mich mein Vater und seine Freundin Maria in Fukuoka. Ich zeigte ihnen die Stadt, Canal City, den Kushida Schrein und andere Orte, von denen der ein oder andere im Blog erwähnt wurde. An einem Tag fuhren wir nach Karatsu, einer Stadt knapp 50 km süd-westlich von Fukuoka gelegen. Dort stiegen wir auf den Kagami-yama (=Spiegelberg) um von dort oben mit einem wunderschönen Ausblick auf das Meer, umliegende Berge und Karatsu selbst, belohnt zu werden.


Nun ist auch mein letzter Besuch hier in Fukuoka wieder gut daheim in Deutschland angekommen. Ich habe mich über alle drei Besuche sehr gefreut, durfte unglaublich viele und schöne Erlebnisse mit ihnen teilen und ihnen einen Einblick in mein derzeitiges Leben hier in Japan verschaffen.Wenn ich zurück bin, kann ich gewisse Erinnerungen gemeinsam mit ihnen hervorrufen, worauf ich mich jetzt schon sehr freue. Danke :)
Ich weiß nicht weshalb, aber die letzten paar Wochen denke ich sehr viel nach, über mich, daheim und über das Leben hier. Ich merke, dass obwohl mir hier vieles sehr gefällt (Menschen, Kultur, Natur) mir jedoch auch einiges nicht so passt und mir Dinge, Ansichten und vor allem Menschen von Zuhause fehlen.
Japan ist in vielen Dingen so gegensätzlich, dass man es lieben und gleichzeitig sich auch darüber aufregen kann. Zu viel des Guten kann auch das Gegenteil bewirken, so führt zu viel Höflichkeit und Bescheidenheit zu Unwohlsein des Gegenübers. Zu viele Verpackungen verursachen zu viel Müll und zu viel Denken in Kategorien (Hierarchien in sämtlichen alltäglichen Situationen) führt zu Stillstand in der Gesellschaft.Wichtig hierbei ist allerdings, dass ich nur be-urteile und nicht ver-urteile. Ich hoffe, dass bei meinen Ansichten nichts missverstanden werden kann.
Das war das Wort zum Donnerstag, ich werde versuchen, bald wieder von mir hören zu lassen.

Mata ne!