"Otanjoubi omedetooooo!", riefen alle im Chor und ich war erst einmal baff, hab mich aber natürlich riesig gefreut.
Nachdem wir gemeinsam die Torte gegessen haben, ging es auch schon bald ins Bett bzw. auf das Futon, da wir am nächsten Morgen schon um sechs Uhr aufstehen würden. Wieso um Himmels Willen so früh?!
Naja, da gerade November ist und das die Zeit der stärksten und dicksten Männer Japans ist, die sehr früh aufstehen, um fit zu bleiben, hatten wir die Gelegenheit, Sumos beim Training zuzusehen!
Es war zwar sonnig und nahezu wolkenlos, aber sehr kalt und windig. Da es Frauen nicht gestattet ist, das Innere eines Trainingszeltes zu betreten, konnten wir uns das Training leider nur vom Eingang des Zeltes aus ansehen. Also standen wir mit dem Rücken zum kalten Wind, während uns von den Sumos aus eine angenehme Wärme entgegenströmte, vermischt mit einem Geruch, der mich an frische Wäsche, Hallenbad und Räucherstäbchen erinnerte (eine merkwürdige Kombination, die man eigentlich nicht erwarten würde).
Es herrschte absolute Ruhe, weder die Sumos noch einer der gespannten Zuschauer sagte ein Wort. Die einzigen Geräusche, die man hören konnte, waren das Schleifen der schweren Schritte im Sand, das Klatschen der riesigen Hände, wenn sie auf die massiven Schenkel schlugen und das "Sssschssssch", dass Hakuho zischte, wenn er auf den Boden stampfte.
Dadurch, dass es so still war, entstand eine sehr meditative Atmosphäre, wodurch mir das Ganze mehr als nur eine Kampfsportart erschien. Das unaufhörliche Aufstampfen ("shiko") soll zum Einen den Gegner einschüchtern und zum Anderen das Böse vertreiben. Da diese Sportart aus der Religion Shintoismus entstanden ist, beinhaltet sie sehr viele Rituale, die zu dieser eingenartigen Stimmung beitragen. Ein weiteres Ritual zum Beispiel ist das Fegen des Rings mit einem Reisigbesen, was von rangniedrigeren Ringern durchgeführt wird.
Was mich außerdem sehr fasziniert hat, ist die unglaubliche Beweglich- und Biegsamkeit dieser Kolosse. Unter dem ganzen sichtbaren Fett befindet sich ziemlich viel Muskulatur, die vielen Sumos sogar Spagate ermöglicht.
Nach dem Sumotraining fuhren wir zum Shingon-Tempel in Nanzou-in, in dem sich die weltgrößte liegende Bronze-Buddhastatue befindet, so wie lauter kleine ulkige, grimassenschneidende Figuren, vor denen der kleine Mi-kun ein wenig Angst hatte. Die sahen aber auch teilweise gruselig aus.
Zum Schluss noch ein Bild von Mi-chan und Mi-kun, das ich so lieb fand und bei dem ich denke, dass es diese überwältigende Herzlichkeit dieser lieben Familie am Besten widerspiegelt.
Mata ne!
Hoi Miri,
AntwortenLöschenda wird man ja richtig neidisch. Den Sumos beim Training zuschauen!!! Wie toll!
Hakuhou ist Mongole, 26 Jahre alt, 1,91 gross und hat ein Kampfgewicht von 154 kg.
Liebe Grüße
PAPA
Deine Gastfamilie scheint ja wirklich sehr sehr nett zu sein - freut mich für dich! ;)
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