Es war Samstag und wir standen in der Sporthalle der Grundschule in Sasaguri, dem Ort, wo meine Gastfamilie wohnt und Miyabi, meine Gastschwester zur Schule geht. Wie so gut wie an jedem Wochenende regnete es in Strömen und ich war, dank meines ausgeprägten Optimismus, bis auf die Haut durchnässt, da ich es bis jetzt für unnötig gehalten habe, mir einen Regenschirm zuzulegen (bei mir scheint doch immer die Sonne,haha!). So war es nicht verwunderlich, dass ich auf dem zwanzigminütigen Fußmarsch vom Bahnhof zur Schule in einen Wolkenbruch geraten bin und wie ein begossener Pudel mit meinen tapferen Mädels in der Schule ankam.
Dort wurden wir vom Schuldirektor persönlich begrüßt und mit "Surippa", Hausschuhen versorgt, worüber ich sehr erleichtert war, da selbst meine Stiefel vor Nässe trieften.
Man geleitete uns in ein Zimmer namens "mitingu rumu", in welchem man uns erst einmal wie Grundschüler in zwei Gruppen einteilte, um einen besseren Überblick über 15 nasse Studentinnen zu erhalten und sie durch die einzelnen Klassenzimmer zu führen, angefangen bei der Sporthalle, in welcher wir einer Masse von kleinen japanischen Schülern begegneten, alle mit bunten Bandanas, bzw. mit Kopftüchern bei den Mädchen.
Im mitingu rumu |
Wir kamen uns ein wenig wie auf einer Ausstellung von ungewöhnlichen Kreaturen vor (was wir ja auch sind...), da keiner der Kleinen sich scheute, uns anzustarren und ein frech aussehender Junge mit Zahnlücke zu einem anderen sogar meinte: "gaikokujin dajou!",- "Das sind Ausländer!". Es wurde noch komischer, denn bevor es auf diesen "fieldtrip" ging, teilte man uns Namensschilder aus, welche wir uns um den Hals hängen mussten und auf denen unter anderem unser Herkunftsland stand. "Doitsujin, mite mite, doitsujin desu!" ("Eine Deutsche, schau schau, die is aus Deutschland!"), rief ein noch frecher dreinblickender Bandanazwerg und zeigte grinsend mit dem Finger auf mein Namensschild.
Wie dem auch sei, ich lauschte lieber dem "ichi, ni, ichi, ni" der starken Papas und verfolgte mit Staunen ihre schnellen, aufeinander abgestimmten Schläge, da ich ständig fürchtete, dass jemand anderes getroffen werden würde.
In einem anderen Raum traf ich meine Gastmama Chizuko, die mit anderen Müttern schöne, runde Mochibällchen in Papierschalen setzten, ein Noriblatt darauf legten und mit einer speziellen Sojasauce beträufelten. Die Kinder saßen alle brav in ordentlichen Reihen auf dem Boden, mit ihren Stühlen vor sich, welche zu Tischchen umfunktioniert worden sind. Das Ganze machte nicht den Eindruck als würden sie viel über Mochitsuki lernen, sondern nur dort sitzen und von den Mochimamas vollgestopft werden. Die Glücklichen, aber ich blieb davon übrigens auch nicht verschont! Yatta!
Im mitingu rumu hatte man mittlerweile auch einen riesigen Steinbottich aufgestellt, so dass jeder von uns sich selbst mal im Mochischlagen versuchen konnte.
Gar nicht so einfach! Da bevorzugte ich es eher, den fertigen Mochiteig zu runden Bällchen, die sich in der Hand so angenehm anfühlten, zu formen und mit "Kinako", einem ein bisschen nach Erdnussbutter schmeckenden Pulver aus Sojabohnen, zu bestäuben. Klar, dass wir einige davon sofort vernaschten.
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Kinako-Mochi |
Und zwar hiermit:
...einer unverschämt gutaussehenden "Shokoraadentorute", die uns in Tenjin in einer angeblich deutschen Konditorei, angelacht hat. Der Geschmack war in Ordnung, konnte aber nicht ganz mit dem Äußeren mithalten. Außen schön, innen weniger...
Neben der Kuchenspachtelei waren wir natürlich auch selbst fleißig. Sonja und Maria zeigten uns, wie man "lussekatter", das schwedische Safrangebäck des Luciafests, zubereitet. Sooo lecker!
Jaaaa, wieder hab ich ein sehr kulinarisch angehauchtes (dezent ausgedrückt) Wochenende verbracht obwohl ich eigentlich einiges für die Uni und den Japanischunterricht zu tun habe. Aber irgendwie komme ich zu nichts, da uns ständig Extraseminare in den Studenplan gedrückt werden und wir ausreichend mit Präsentationen und "midterm exams" versorgt sind. Aber wieso sich deswegen die Adventszeit verderben? ;)
Für Tee, gemütliches Zusammensitzen und Reden sollte immer Zeit sein...
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