"O - ku - to - ba - fe - su - to", welch schwieriges Wort für die japanische Zunge, da wär "Wiesn" doch viel einfacher auszusprechen, aber mit diesem Begriff kann man hier wohl weniger anfangen. Aber gut, nun fragt sich vielleicht so manch einer "Wiesn das mit dem Oktoberfest in Japan?" und eventuell hab ich eine Antwort auf diese Frage, denn zum Glück brauchte ich für diesen Ausflug keinen Ortskundigen.
Meine ethnologische Feldforschung des entfremdeten eigenen Bekanntem in fremder Umgebung beginnt mit der Erkundung des unbekannten Gebietes. Ich schätze, dass das Wiesngelände in etwa die Größe eines Fußballfeldes hat, wenn nicht die eines Bolzplatzes. In der Mitte dieser Fläche stand ein Bierzelt und außenherum waren im Rechteck Stände und ein Karussell aufgebaut.
Begann man die Umrundung des Zeltes, so war einer der ersten Stände nicht mit, wie man erwarten würde, Brezn, Steckerlfisch und Zuckerwatte ausgestattet. Nee nee, als erstes konnte man sich Mochi kaufen, wahrscheinlich um die Einheimischen behutsam auf die deutsche Küche vorzubereiten.
Erst der dritte oder vierte Stand erinnerte mich an München, doch etwas ließ mich für einen Moment stutzen, denn was für eine Kombination ist denn das?
Gleich neben diesem äußerst fragwürdigen Stand befand sich das Karussell, welches ein paar betrunkene Japanerle freudig ausprobierten. Die ältere Generation betrachtete lieber aus sicherer Entfernung die bunt bemalten Pferdchen, sowie die Märchenfiguren wie "Sunowaito" oder "Suripingu Biyuchi"
S'kenn ma ja aber scho alles, also weitergehts! Gleich neben dem Karussell verkaufte ein junger Deutscher mit typischem grauen Filzhut und blauweißer Kordel drumherum, Popcorn. Irgendwie erkennt man Gleichgesinnte schon bevor man mit ihnen ein Wort wechselt (auch wenn er keine Sandalen mit Socken an hatte, dazu ist es halt doch schon zu kalt). Immer diese Klischees, und das als Ethnologiestudentin! Und ich finde es unangenehm, ständig aufzufallen. Zwar hab ich zur Hälfte japanisches Blut in mir, aber rein äußerlich fall ich aus der Reihe und Sarah mit ihren 1,75m sowieso. Schön, dass man dann zum Objekt sämtlicher Hightechdigitalkameras wird. Ist mir nicht ganz geheuer gewesen und verständlich auch nicht.
Also lieber schauen, Land zu gewinnen und sich die kulinarischen Angebote anzusehen. Wie wärs mit importierten original bayrischen Brezn, deren langen Flug man definitiv schmeckte?
Mit einem stolzen Preis von 300 Yen (ca. 3€) war das Laugengebäck noch das billigste Essbare. Wer Hunger hatte, konnte sich Schmankerl wie Maultaschen (...die Schwaben waren auch vertreten!), Weißwürstl, Buratokarutoferun (welches leckere Pfannengericht versteckt sich hier?) oder Karee-Sooseeji (was'n das bittschön?) zu Gemüte führen:
Bei näherer Betrachtung sah das ganze aber leider nur so aus:
die gute deutsche Currywurst mit Kartoffelsalat als Begleitung |
Neun Euro für die Halbe und 13€ für die Maß? Schlimmere Zustände als auf dem Original! Naja, Ai-chan und Sarah haben es sich trotzdem schmecken lassen. Prost!
So, die Runde um das Bierzelt ist somit beendet, also mal einen Blick ins Bierzelt werfen! Und was haben wir denn da? "Die Alpis", - eine oberpfälzische Schunkelband! In Lederhosn! Mei, da schaugts aber aus der Wäschn!
Bevor die feschn Buan gspuit haben, war ich mir nicht sicher, ob sie wirklich in der Lage sind, Stimmung zu machen und die japanische Menge zum Toben zu bringen. Man siehe und staune! Ein bisschen "umpa, umpa" hier, eine Halbe zwischenrein (man beachte, dass die japanische Halbe was die Verträglichkeit angeht, ungefähr vier deutschen Maß entspricht) und nach "ziggezagge, ziggezagge....oioioi" folgt, wie soll es auch anders sein, das Lied, das auf keinen Fall fehlen darf:
"Ain Purosuto, ain purosuto dea gemiyutorihikaito! (2x) Ainsu, chiuai, dorai, zufua, Purosuto!"
Und damit man einen Eindruck davon kriegt, wie ausgelassen die meist sonst so ruhigen und disziplinierten Japaner feiern können, habe ich ein paar Szenen gefilmt.
So das wars, pfiati und mata ne!
Miri! Ein Wahnsinn der Beitrag! Ich hab mich geschüttelt vor Lachen. Dass es so krass ist hätt ich nicht gedacht. Wunderschön!
AntwortenLöschenMirilein,
AntwortenLöschender Beitrag ist echt super! Und nicht nur der.. das liegt dir echt.. bloggen.. Kolumne.. mach was draus!
Und unterhalte uns bitte weiter so gut!
Liebe Grüße aus dem bayrisch-württembergischen Grenzgebiet Nahe deiner Heimat,
Michi
Hey du kleine Ethnologin! Da sag ich nur: Fremd ist der Fremde nur in der Fremde (Karl Valentin)
AntwortenLöschenDeine Interpretationen gefallen mir echt gut :)
Und ich finde auch du hast echt ein super Talent zu schreiben und zu unterhalten! Macht Spaß zu lesen!
Liebe Grüße aus Minga
Marina